Bescheid vom Ende der Welt
Ein Stück mit dem Propheten Zefania
4 D, 2 H
UA 12.05.2000, Theater Kohlenpott / Theater Ungehindert - Flottmannhallen Herne / Forum Freies Theater Düsseldorf
Ein Weltuntergangsspiel auf der Grundlage des Buchs Zefanja. Ein Stück für das Theater Ungehindert, in dem (geistig) behinderte Schauspieler gemeinsam mit professionellen Schauspielern auf der Bühne standen.
Zum Stück
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit teilen wir Ihnen mit, dass ihre Existenz verwirkt ist (Zefanja 1, 2-3: Gericht über Juda und die Völker).
Begründung: Gemäß 1,5 Zef "alle, die sich vor dem Herrn niederwerfen, zugleich aber bei ihrem Moloch schwören" und 1,6 Zef "alle, die dem Herrn den Rücken kehren, die ihn nicht suchen und nicht nach ihm fragen" tritt das Ende der Welt in Kraft: Zef 1, 14-18: "Der Tag des Herrn": ihr Blut wird hingeschüttet wie Schutt und ihr fettes Mark wie Kot".
Rechtsbehelfsbelehrungsbescheid: Gegen diesen Bescheid können sie innerhalb eines Monats nach seiner Bekanntgabe Widerspruch erheben (Zef 3,12: "Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn").
Dieses Schreiben ist maschinell erstellt und ohne Unterschrift gültig.
Mit freundlichen Grüßen
Zefanja
Das Stück arbeitet mit der Wut des Propheten, der Demut des Büßers und der Ironie der Gegenwart - herausgekommen ist ein Stück, das sich den gängigen Gattungszuordnungen entzieht.
Pressestimmen
"Aufbauend auf einem Text des alttestamentarischen Propheten Zefanja setzt Thomas Richhardt der abrahamitischen Überlieferung das Ying-Yang-Prinzip entgegen und bringt Zefanja doppelt auf die Bühne. Der `wahnsinnige Prophet´ wettert über die Nichtswürdigkeit alles Geborenen und lässt seine Verachtung an seiner devoten Büßerin aus; der `gütige Prophet´ fordert gottgefällige Ergebenheit und stachelt seine Büßerinnen zu eifriger Reue an. Das Ende ist nah: Ein Engel brachte den `Bescheid vom Ende der Welt´. (...) Keine durchgehende Geschichte wird erzählt, ein wahres Füllhorn an Assoziationen zum komplexen Gefüge Schuld und Sühne, Wert und Ware wird ausgeschüttet. Dabei verlagert sich immer wieder das Geschehen, weicht Synchronizität einem Gegen- und Miteinander, weicht Pathos Sarkasmus und Zynismus."
(Marabu Bochum)
"Es entsteht ein komödiantischer Bilderbogen, der die Rituale des Büßens in Frage stellt. Es beginnt damit, dass ein Bescheid vom Ende der Welt verkündet wird, in dem den Menschen mitgeteilt wird, dass sie ihre Existenz verwirkt haben. Dazu gibt es eine Rechtsbelehrung und zum Schluss wird der Bescheid aufgehoben. Dazwischen sind die Sprüche Zefanjas und die Bußrituale eingebettet. Dies geschieht alles hochkonzentriert, aber mit einem gewissen leichten Augenzwinkern."
(Theater pur)
"`Lustgewinn am Mitleiden´ - das ist eines der Themen des von Theaterleiter Thomas Richhardt erarbeiteten Stückes, das zu bewältigen für Geist und Gemüt eine Bergsteigeraufgabe von der Höhe eines Alpengipfels ist. Dass diese Aufgabe vom Ensemle geradezu traumwandlerisch sicher bewältigt wurde, verdient herausgestellt zu werden."
(Rheinische Post)