Schlachtfest
oder: Wie ich ein brauchbares Opfer werde
1 D, 1 H
UA: 21. Juli 2000, Düsseldorfer Schauspielhaus
Die Geschichte von Peter Kürten und seiner Frau Auguste entstand als Auftragsproduktion des Düsseldorfer Sommers im Schauspielhaus Düsseldorf und wurde für die Schauspieler Irene Christ und Hans-Werner Leupelt geschrieben.
Zum Stück
Eine Geschichte über die Liebe und die Faszination des Sterbens. Erzählt wird das eheliche Leben des Düsseldorfer Serienmörders Peter Kürten, verdichtet auf die Geschehnisse am Tag vor der Verhaftung Kürtens, dem 23. Mai 1930.
In 21 Szenen wird geschildert, wie eine Liebesbeziehung den Boden für Mord und Totschlag bereiten kann. Kürtens Macht und Ohnmacht zeigt sich im Verhältnis zu seiner Frau Auguste, der einzigen Frau, die er nicht zu töten vermag - obwohl er es immer wieder versucht.
"Zur Strecke habe ich den Düsseldorfer Mörder gebracht. Das Handwerk habe ich ihm gelegt. Dem Schweinepriester. Oft. Ich habe mit ihm gerungen. Der Düsseldorfer Mörder hat mich zu spüren bekommen. Ich habe ihn das Fleischliche gelehrt. Er war unterlegen. Jedesmal dann großer Umzug durch die Stadt und Hurra. Bürger Kürten im Schlepptau mit der Bestie. Polizei Kapelle Musik. Pechfackeln. Im weiten Umkreis sind die Häuser beflaggt. Über die Straßen werden Triumph und Ehrenbogen gespannt. Bengalische Feuer rot. Ein Spalier aus dankbaren Einwohnern der Stadt; darunter die Delegation gebährfähiger Frauen mit einem selbstgeflochtenen Kranz aus roten Rosen; junge Offiziere aus dem Rathaus mit einer Stange voller Verdienstkreuze; Lobesliedchen vom mormonischen Kinderchor; ein Mordsspektakel."
Pressestimmen
"Der Autor lässt sein Stück am letzten Abend vor der Verhaftung des Mörders in Vor- und Rückblenden um die ehelichen Auseinandersetzungen mit seiner Frau Auguste kreisen. Es entsteht das Psychogramm eines Menschen, der weder sozial noch menschlich oder intellektuell die geringste Chance hat, seine seelischen Bedürfnisse formulieren oder gar zu befriedigen. Irene Christ als Ehefrau und Hans-Werner Leupelt als Kürten zelebrieren unter der Regie von Frank Hörner das Stakkato einer Ehe, die beiden die Luft nimmt. In gewisser Weise tanzen die beiden so etwas wie einen Tango der gegenseitigen Schmerzbereitung. Mord wird zur einzigen Perspektive eines niemals gelebten Lebens."
(DIE WELT)
"Richhardt jedoch beschreitet eine andere Spur, die eher fortgeschrittener Familienpsychologie entspringt. Der Mörder mordet hier stets (wer auch immer ihm gerade unter Hammer und Messer und Beil kommt) nur die eigene Frau; diese selbst aber, Auguste, unbefriedigt, lebens- und liebenslang, sehnt ihrerseits nichts mehr herbei als immer wieder den `kleinen Tod` in der Lust. (...) Im Tod wächst diesen beiden Ausweglosen, wie es scheint, wirklich so etwas wie Lust. Dass die nur im Tod zu haben war - das ist das Düsseldorfer und vielleicht das deutsche Trauerspiel."
(Die Deutsche Bühne)
"Richhardts Ton ist niemals anbiedernd oder reißerisch, sondern schlicht, pointiert, zurückhaltend stilisiert. Das Wiederspiel von Demütigung und Bewunderung, Abscheu und Faszination, Zärtlichkeit und Distanzierung wirkt in seiner Genauigkeit wie unter der Lupe vergrößert."
(Frankfurter Rundschau)
"Szenen aus der Ehe eines Massenmörders. Sehenswert!"
(BILD Düsseldorf)